Orange Minutentakt: Der rentable Trick

Orange ändert per 1. August 2011 die Taktung bei Telefongesprächen. Während bisher noch im 10-Sekunden Takt abgerechnet wird, wird neu der Minuten-Takt angewendet: Gespräche werden auf die volle Minute aufgerundet. Ein Gespräch von 1 Min. 30 Sekunden dauert dann neu nach Orange 2 Minuten. Somit verdient Orange 1/3 mehr als bisher mit den Gesprächen.

Das ist ein Trick, der auch schon lange bei der Festnetz-Telefonie angewendet wird. Dass allerdings gleich auf eine ganze Minute aufgerundet wird, ist happig. Nach Sunrise optimiert nun also auch Orange zu Lasten seiner Kunden die Einnahmen. Denn dies ist klar eine versteckte Preiserhöhung. Dass es auch kundenfreundlicher geht, zeigt Swisscom. Oder M-Budget Mobile, wo sogar im Sekunden-Takt abgerechnet wird. Orange-Kunden dürfen sich also ab August 2011 auf deutlich gestiegene Telefonrechnungen gefasst machen.

Die Änderung betrifft übrigens auch all jene Orange-Kunden, die Abos mit Inklusive-Minuten haben. Sie können neu ab August 2011 weniger lange mit ihrem Guthaben telefonieren.

Die Frage ist, wie viel Geld das die Kunden von Orange kostet. Das ist nicht ganz einfach abzuschätzen. Comparis hat geschätzt, dass aus 90 Gratis-Minuten mit dem alten Modell 86 Minuten zur Verfügung standen und mit dem neuen Modell 72 Minuten. Dabei basiert die Berechnung auf einer durchschnittlichen Gesprächsdauer von 1.97 Minuten.

Nur – die Mobilfunk-Kunden zahlen nicht für den Durchschnitt, sondern für das einzelne Gespräch. Hier wäre es interessant, eine Verteilung der Gesprächsdauer nach Häufigkeit zu besitzen. Der FinanzFuchs hat diese nicht, obwohl er selbst lange aktiv in einer Telekom-Firma arbeitete… Aber sicher ist, dass die meisten Gespräche nur eine oder zwei Minuten dauern. Und dann kommt hinzu, dass mehr Gespräche 1Min. 10 Sek. dauern als 1Min. 50 Sekunden. Sie glauben das nicht? Was schätzen Sie, wie häufig die Zahlen von 1-9 in einem Buch vorkommen? Klar wird am häufigsten die 1 vorkommen. Das gilt sogar, wenn man nur die letzte Stelle der Seitenzahl betrachtet (es gibt mehr Bücher mit 101 Seiten als mit 109 Seiten).

Grob über den Daumen gepeilt wird sich durch das grosszügige Aufrunden von Orange ein Gespräch um 30 Sekunden erhöhen. Das dürfte etwa zu einer Verteuerung der Anrufe um 25% führen. Leider gibt es in der Schweiz auch keinen brauchbaren Tarifvergleich, der unterschiedliche Gesprächsdauern als Basis für die Kostenberechnung verwendet. Aber testen Sie es doch selbst, wenn Sie Orange-Kunde sind: Betrachten Sie Ihre Telefonrechnung ab August 2011 genau. Es könnte sich für Sie lohnen, zu einem Mobilfunk-Anbieter ohne Minuten-Takt zu wechseln.

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2 Antworten auf Orange Minutentakt: Der rentable Trick

  1. Jordi Bellprat sagt:

    Hallo
    berechtigt mich diese substantielle Vertragsänderung zu einer vorzeitigen Kündigung? Wo trifft man sich für eine Sammelklage?

    Mein OrangeMe 90 benütze ich geschäftlich für Kurztelefonate. Die Rechnung wird sicher doppelt so hoch werden wie bis anhin.

    mit freundlichen Grüssen
    Jordi Bellprat

    • FinanzFuchs sagt:

      Guter Punkt – mit der neuen Abrechnung im Minuten-Takt und der entsprechenden Verteuerung kann das Modell als wesentliche Änderung des Mobilfunkvertrags betrachtet werden. Leider ist der FinanzFuchs rechtlich nicht so trittsicher wie auf seinen Ausläufen durch den Wald, weswegen er hier aber keine definitive Antwort geben kann.

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